Segel setzen – im Klassenzimmer

Zwieback und anderen Proviant auffüllen, an Bord die nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen und für eine wohlwollende Atmosphäre sorgen, den Arbeitsplan für die Crew erstellen, die Route festlegen und die Segel entsprechend setzen – all das und noch viel mehr ist die Aufgabe von Kapitänin und Kapitän. Zu ihnen kommt man mit Anliegen jeder Art. Sie müssen organisieren, unterstützen und entscheiden und sind letztverantwortlich für alles, was auf dem Schiff geschieht. Das ist eine komplexe Rolle, in die jede Kapitänin und jeder Kapitän erst hineinwachsen muss. Weil sich immer wieder andere Situationen und daraus neue Herausforderungen ergeben, sind auch Schiffsführerinnen und -führer lebenslang Lernende. Wir zeigen Ihnen einige Aspekte, in denen sich ein reflektierendes Lernen auch für Sie als Führungskraft im Klassenzimmer lohnen kann.

Wertegeleitete Führungskraft

Unser Bild von Unterricht ist eine Segelreise mit klar verteilten Rollen, einer geteilten Verantwortungsübernahme auf dem Schiff und einer Crew, deren Mitglieder sich unterstützt fühlen, sich selbstwirksam erleben und gemeinsam zum Gelingen der Reise beitragen. Welches Idealbild prägt Ihren Unterricht? Vielleicht gleicht es eher einer Marineübung auf der Gorch Fock, dem Spiel einer Schiffskapelle, einem konzertanten klassischen Orchester, einem Fußballtraining, einem Kirchenbesuch, der berühmten Wanderung im Nebel, einer Wildwasserfahrt, einem Flug im Weltall oder dem bunten Treiben auf einem Marktplatz.

Gleichgültig, wie das Bild ausschaut, es ist geprägt durch bestimmte Werte, die Sie vertreten, und es wirkt sich auf die Verhaltensweisen aller im Klassenzimmer aus.

Wenn Sie sich näher damit beschäftigen wollen, dann finden Sie im entsprechenden Buchabschnitt mehr Informationen und Raum für Ihre Überlegungen dazu in einer Reiseroute.

Techniken der Klassenführung

Haltung und Bewusstwerden über die eigene Führungsrolle sind die Voraussetzung für eine wirksame Klassenführung. Zur Umsetzung bedarf es aber auch bestimmter Techniken und Kompetenzen, wie wir sie bereits bei Kounin (Unterrichtskompetenzen) und Evertson (vorausschauende Planung) finden. Zur Gliederung haben wir eine Struktur geschaffen, die sich an Aspekten aus der Führungsliteratur sowie an der «neuen Autorität» von Haim Omer orientiert. Vier Schlüsselbegriffe markieren Bereiche, denen fast jede Technik zugeordnet werden kann. Das sind die 4P wirksamer Klassenführung und damit die vier Streifen der Kapitänsuniform.

Wenn Sie diese 4P näher kennenlernen wollen, dann finden Sie im entsprechenden Buchabschnitt mehr Informationen und Raum für Ihre Überlegungen dazu in einer Reiseroute.

Die eigene Gesprächsführung

Führen heißt kommunizieren. Die Interaktion geschieht über Kommunikation – nonverbal und verbal. Dadurch entsteht Beziehung, und Lehrkräfte entscheiden über das Maß und die Qualität der Beziehungsgestaltung. Mit der Kommunikation haben Sie als Führungsperson ein mächtiges Steuerungsinstrument zur Hand: Sie entscheiden, welche Atmosphäre im Gespräch / in der Klasse entsteht. Wie viele Gesprächsanteile das Gegenüber hat. Ob und welche Gefühle thematisiert und wie sie besprochen werden. Ob ein positives Gefühl entstehen kann oder sich Beschämung einstellt.

Diese Macht erfordert einen sehr verantwortungsvollen Umgang, der sich in einer reflektierten eigenen Gesprächshaltung und Gesprächsführung zeigt. Natürlich haben Sie ein Gegenüber, das empfängt, was Sie senden, und folglich Mitverantwortung trägt. Wir verweisen auf das bekannte Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun. Sie können erst wissen, wie Ihre Botschaft angekommen ist, wenn Sie sehen, wie der oder die andere reagiert. Für eine gelingende Kommunikation muss man nachfragen und formulieren dürfen, was als Botschaft angekommen ist. Es ist an Ihnen, dies zuzulassen. Das Steuerungsinstrument Sprache (auch die nonverbale Körpersprache) sollte sehr bewusst und reflektiert eingesetzt werden.

Wenn Sie sich mit Gesprächshaltungen, und -techniken sowie Vor-, Nachbereitung und Durchführung von Gesprächen und vor allen Dingen auch eigenen (triggernden) Gesprächsanteilen näher auseinandersetzen wollen, dann finden Sie im entsprechenden Buchabschnitt mehr Informationen und Raum für Ihre Überlegungen dazu in einer Reiseroute.

Den eigenen Unterricht reflektieren

Lehrerinnen und Lehrer sind Expertinnen und Experten für den eigenen Unterricht: Sie kennen ihre Planungen und erfahren im Tun, wie der Unterricht verläuft und angenommen wird; sie nehmen die Motivation, die Leistungsbereitschaft und das Können der Schülerinnen und Schülern wahr. Im Unterricht entstehen also aus den fachlichen Planungen in der Umsetzung nicht immer planbare Wechselwirkungen. Diese bewusst wahrzunehmen und zu reflektieren und daraus mögliche Konsequenzenfür die nächste(n) Stunde(n) abzuleiten, bedeutet, den eigenen Unterricht in den Blick zu nehmen. Diese neuen Schritte werden Sie anschließend mit einem erneuten Blick auf Ihren Unterricht wieder auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen.

Wenn Sie den eigenen Unterricht nach Zielen, Kriterien und Indikatoren reflektieren und verschiedene Feedbackformen näher kennenlernen wollen, dann finden Sie im entsprechenden Buchabschnitt mehr Informationen und Raum für Ihre Überlegungen dazu in einer Reiseroute.

Präventive Gestaltungsmacht der Lehrkraft

Unterricht ist ein Angebot mit harter Konkurrenz. Kindern und Jugendlichen stehen heute so viele Optionen offen wie nie zuvor. Über Internet ist die ganze Welt zu Hause verfügbar. Sie verbringen viel Zeit am Bildschirm, mit Games oder auf Social-Media-Plattformen. Der Einstieg in die Spiele ist sehr niederschwellig; ausgeklügelte Belohnungssysteme halten die Kids bei Laune und unfassbar ausdauernd am Spiel dran. Auf Social Media stellt sich Erfolg – in Form von Likes – durch die Performance oder Darstellung einer dazu konstruierten Identität ein. Man ist jemand, ohne viel dafür tun zu müssen.

Wie kann hier ein Lernangebot mithalten? Lernerfolg muss erarbeitet werden, zuweilen sehr hart. Wer nimmt es freiwillig in Kauf, nichtwissend und uncool zu sein? Unter welchen Umständen positionierte sich in der heutigen Gesellschaft noch jemand freiwillig als Greenhorn? Schülerinnen und Schüler können sich dem Unterricht nicht entziehen, sie können jedoch darüber entscheiden, ob sie das Angebot annehmen. Ob es attraktiv genug ist und sie es akzeptieren, zeigt sich an ihrer inneren Beteiligung.

Wenn Sie erfahren wollen, in welchen Unterrichtsdimensionen Sie als Lehrkraft attraktive Angebote gestalten können, dann finden Sie im entsprechenden Buchabschnitt mehr Informationen und Raum für Ihre Überlegungen dazu in einer Reiseroute.

Proaktives Handeln: Prävention und Konsequenz

Wer zur See fahren will, muss die Seezeichen und die Sicherheitsvorschriften an Bord kennen und sich daran halten, sonst besteht Gefahr für Leib und Leben – für den Kapitän/die Kapitänin selbst und für die Mannschaft. Wer am Unterricht teilnehmen will, muss die Regeln kennen und sich daran halten, sonst stellt sich wenig Lernerfolg ein – bei mir selbst wie bei den anderen. Der springende Punkt ist allerdings: Wollen die Schülerinnen und Schüler am Unterricht teilnehmen, oder müssen sie? Wir denken, dass die Antwort vom Angebot abhängt. Wie es für ein Wollen gestaltet sein soll und mit welcher Haltung es dargeboten werden kann, legen wir in diesem Buch ausführlich dar. Proaktives Handeln setzt dabei auf die Unterstützung der Selbstregulation der Schülerinnen und Schüler. Die Lehrkraft schafft dafür einen stabilen Rahmen und vertritt diesen konsequent.

Wenn Sie erfahren wollen, inwieweit Sie als Lehrkraft ihre Schülerinnen und Schüler konsequent und ermutigend in diesem stabilen Rahmen führen können, dann finden Sie im entsprechenden Buchabschnitt mehr Informationen und Raum für Ihre Überlegungen dazu in einer Reiseroute.

Reaktives Handeln: Intervention und Lösungsorientierung

Sie mögen sich vielleicht fragen, ob es jetzt (endlich) um Sanktionen geht. Man könnte annehmen, dass ein deutliches Zeichen nötig ist, wenn alle Angebote nicht fruchten. In der Gesellschaft ist es doch auch so: Wer nicht hört, der wird vom Gericht bestraft. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass wir davon eher wenig halten. Wir können Schülerinnen und Schüler bei Fehlvergehen nicht wegschließen, wie es die Gesellschaft mit Straftätern tut. Wir können sie auf Zeit vom Unterricht ausschließen – doch was, wenn sie wiederkommen? Wie integriert man Beschämte? Wie Abgestempelte? Wir müssen alle unsere Maßnahmen darauf abzielen, dass wir die Betreffenden wiedergewinnen können. Jemandem erst einen Gesichtsverlust zuzufügen und dann zu erwarten, dass er oder sie wieder an der Gemeinschaft teilnimmt, das zeugt von wenig Sensibilität und Verständnis für das Leben in einer Gemeinschaft.

Wenn Sie erfahren wollen, inwieweit Sie als Lehrkraft reagieren können, ohne Ihren Schülerinnen und Schüler einen Gesichtsverlust zuzufügen, dann finden Sie im entsprechenden Buchabschnitt mehr Informationen und Raum für Ihre Überlegungen dazu in einer Reiseroute.